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Tempel-Quiz

Heute ist Regentag in Luang Prabang. Morgens, als wir die Mönche beim Almosen um 6:00 begleitet haben, war es noch trocken. Davon gibt es keine Bilder. Zum einen, weil das nicht gewünscht ist (Mönch-seitig), zum anderen weil die Bilder verstörend gewirkt hätten (Touristen-seitig).

Überhaupt ist Laos eher von westlich Öko- und Buddhismus-Touristen frequentiert. Ich habe aus Rücksicht auf unsere breite, aber vielschichtige Fan-Blog-Gemeinde schwören müssen, dass ich mich nicht darüber lustig mache, obwohl es mich in den Fingern kribbelt.

Jedenfalls, nach der Almosen-Prozession setzte warmer Tropen-Hochland-Regen ein. Mönch-seitig bedeutet das im Nachgang: Kutte trocknen.

Was macht nun der Mönch, wenn er ohne Kutte nicht mehr nach draußen kann? Er widmet sich den heiligen Inschriften und interpretiert historische Tempelbilder. Wir haben aus den uns zugetragenen Erkenntnissen ein Quiz für jedermann zusammengestellt, auch weil wir aus unzähligen Zuschriften wissen, wie beliebt unsere kleinen Aufgaben sind.

Diesmal geht es darum, drei spezifische Regeln aus dem buddhistischen Mönchskodex drei ganz spezifischen Bildern auf eine Pagode zuzuordnen. Unter den richtigen Einsendungen wird diesmal eine Klangschale verlost. Der Einsendeschluss ist diesmal der 31.12.2019. und hier nun die drei Sinnsprüche:

A) zu einem Baseball-Spiel sollte man nicht in Handschellen erscheinen (Buddhismus und Befreiungstheologie)

B) Ehre die Affen, denn sie entstammen dem gleichen Stammbaum wie Menschen. Affen hauen ist böse (Buddhismus-Darwinismus)

C) nimm dir erst ein Weib zur Frau, wenn dein Gaul groß genug ist (Buddhismus-Sexismus)

Und hier nun die Fragmente 1, 2 und 3, die nun den Buchstaben zuzuordnen sind. Viel Erfolg?

 

1)
2)
3)

Tuktuk No. 2 mit Mr. Dim

Neben Tempeln der Superlative gibt es aber natürlich noch unendlich viele andere Eindrücke von einem Land, das sich im Jahr 40 nach der Steinzeit befindet.

Klar es gibt Luxus-Resorts mit Dusche und Badewanne auf der privaten Terrasse, Rooftop-Restaurants mit tollem Essen und Cocktails, Einkaufsstraßen und Märkte mit Touristen-Nepp-den-Depp – könnte auch Spanien sein. Die Menschen bemühen sich Englisch mit uns zu reden, wir sehen kaum mal einen Polzisten und fühlen uns dennoch sicher.

Dann fahren wir einen Tag lang mit Mr. Dim im Tuktuk und lernen noch ein bisschen mehr. Dass jetzt Ratten als Minensucher dressiert würden (Soldaten und Hunde waren lange nicht so erfolgreich), wie man aus Zuckerpalmensaft braunen  Zucker macht (den Rest der Palmen kann man auch brauchen als Salat, für Besen, als Brennholz u.v.a.m.)

und was ein buddhistischer Tempel (einfach mal googeln: Wat Thmei) mit den Killingfields zu tun hat.

Und natürlich fragen wir uns, wie aus den menschenleeren Städten wieder so blühende Landschaften wurden –  macht irgendwie auch Hoffnung, finden wir.

 

ngày lễ

heißt Feiertage. Soll aber nicht heißen, dass der Vietnamese an sich Ahnung von richtigen Feiertagen und ihren Erfordernissen hätte. Als der Tropensturm „#Silke“ am 25.12. morgens den Weihnachtsbaum im Hotel umpustete, wollte die Crew den kurzerhand abbrezeln und entsorgen. Nur mit Mühe könnten wir sie davon abhalten. Okay, sie wollten den nicht bis Ostern stehen lassen (was ist Ostern?), aber zumindest bis zu unserer Abreise.

Und nun zu Silvester. Das vietnamesische Neujahrfest ist irgendwann, nur nicht am 31.12.. Und wenn es ist, dann verlangt der Brauch, dass man Passanten und Freunde mit Wasser bespritzt. Als wenn das nötig ist. Tropensturm #Silke und ihre befreundeten Tiefdruckgebiete sorgen für genügend Wasser aus allen Richtungen.

Aber der Asiat erkennt Chancen, wenn sie sich bieten. So auch in Hoi An zu Silvester geschehen. Man nehme eine historische Kulisse (vietnamesisch),

organisiert gute Mucke und hinreichend harten Sprit (von überall her), lässt Lämpchen auf dem Fluss schwimmen (indisch?),

besorgt Feuerwerk (in China oder Polen); und schon kommen Amis und Europäer und feiern euphorisch die ganze Nacht. Da fallen viele peinliche Fotos und Videos ab, die jeden Familienabend in Hanoi oder Saigon zum Kracher werden lassen.

Happy New Year!

Tropen, Sturm und Müll

Wir sind wieder dem Hamburger Winter entflohen und starten unsere Asienreise mit ein bisschen Enspannung am Strand – dachten wir. Gelandet sind wir mitten im Welterbe von Hôi An, das uns mit einer wunderbaren Mischung aus vietnamesischen Eindrücken und den Resten der Invasoren der letzten 1000 Jahre beeindruckt. Dazu aber später mehr.

Unser hübsches Hotel hält alles, was es versprach: die Strandnähe, der Blick aufs Meer, den Pool vor der Frühstücksterrasse. Im Bett hören wir ständig das Meer rauschen und den Wind pfeifen – es ist halt tropischer Winter.

O.k. bei 22 Grad  kein Problem, dass wir ständig nass werden, der Regen ist warm. Die überall präsenten Wegwerfplastikmäntel wirken praktisch. Beim Strandsparziergang, der deutlich macht, dass das Meer uns unseren Müll allen wieder zurückgibt, werden wir nachdenklicher.

Grinsen über die EU und ihr Verbot von Plastiktrinkhalmen…die sind hier kein Problem, gibt ja genug Bambushalme.

 

 

 

Avec plaisir …

Sagte der Mann und dann sprach er 30 Minuten lang gar nicht mehr! Stattdessen griff er nach dem Haarschneider, verschiedenen Bürsten, Kämmen und Scheren. Schließlich holte er aus einem Brotkasten ähnlichen Ding ein Messer, übergoß es mit Benzin und hielt sein Feuerzeug dran, brannte ordentlich. Glücklicherweise nicht mehr als er damit den Hals seines Opfers abschabte. Über uns Frauen gibt es ja psychologische Studien, in denen ein Zyklus vom 7 emotionalen Zuständen beschrieben wird, während wir beim Coiffeur sitzen, von Vorfreude, Neugier, Angst, Entsetzen, Abwehr über Resignation bis zur Zufriedenheit. André sagt, Männer hätten so was nicht!

Von meiner ledernen Wartebank sah es aber ziemlich so aus, als der Dürre ihn schließlich mitsamt seinem Stuhl herumdrehte, nach hinten kippte und ihm eine Auffangschale umlegte (Danke, Marten, für das Kopflosen -Kopfkino). Tatsächlich sah die Prozedur aber Waschen nach dem Schneiden vor. Anschließend kam nur noch die Enthaarung der sonstigen Haarbereiche oberhalb der Schultern.

Die Rückkehr nach Marrakesch hat sich also total gelohnt, mit dem besten Haarschnitt ever!

Essaouira – mückenverseuchtes Piratennest

Man sollte eine Rezension über so ein entzückendes Örtchen am afrikanischen Atlantik nicht nach einer Nacht schreiben, in der man trotz zahlreicher Tötung von Feinden den Kampf gegen die Blutsauger letztlich doch verloren hat. Noch mal Hunger Games.

Aber irgendwas is ja immer.

Wir verließen Panem und kamen nach Astapor. Piraten. Festungen. Brausender Ozean. Souks. Fisch. Rum. Game of Thrones.

Panem – und wo is der Könich?

Panem hat eine Handvoll Königstädte, aber der König ist weg.

Er sollte ab und an in einer seiner Königstädte sein, z.B. in Distrikt 1, der Hauptstadt von Panem. Stattdessen ist er in seinem Schloss bei Paris. Von dort überwacht er die Einschränkung der Pressefreiheit, so zum Beispiel von Blog-Beiträgen.

In Distrikt 1 wird nun viel gebaut, z.B. das neue große Theater. Wenn es fertig ist, soll der König zur Eröffnung der 10. Hunger Spiele auch wieder in die Stadt kommen.

Ansonsten erlaubt die Zensur nur Photos von Katzen und idyllischen Unterkünften von Reisenden. Ach ja, und Grabmälern von toten Königen, die können nicht mehr raus aus der Stadt.

@google-Suchalgorythmus: Mangels Pressefreiheit kann ich keine Rücksicht darauf nehmen, dass du meine Systemkritischen Beiträge keinem real existierenden Land mehr zuordnen kannst. Sorry.

Souks von Marrakesch

Wir gehören zur Elite der Orientierten.

Vermutlich haben wir in den letzten Tagen in den Souks so 20 km zu Fuß abgelaufen. Wo es wohl auch 15 km getan hätten. Aber hey. Wo Google versagt und Instinkt alles ist, was einem noch bleibt. Nicht so schlecht.

In der Médina von Marrakesch kann man Tage lang planlos umherirren, und kommt doch ständig wieder an den gleichen Orten vorbei, die man nur scheinbar zu kennen glaubt.

Gerüche. Rohes Fleisch. Gewürze. Parfum und Katzen-Pipi. Jeder Windzug ein neues Aroma.

Es gibt keine farbenfrohen Fotos von unseren Streifzügen. Denn jedesmal wenn man sein Handy zuckt, für Foto oder Navigation, verrät man sich als Irrender. Nicht wir.

Dennoch: Farbe ist das krasse Ding in Marrakesch. Überall.

Naja, deswegen kommt man auch her

Die Fülle der Berichterstattung über untergegangene Kulturen täuscht über die Hauptbeschäftigung an der Riviera Maya hinweg: Sonnen, Baden, Essen, Trinken… Es gibt trotzdem hier aus Mexico keine Essen-Berichte, und keine Liste der besten Drinks. Einfach deshalb, weil das Schreiben darüber einen vom Essen und Trinken zu lange abhalten würde…

 

 

 

Es wird diesmal eine kleine Abschiedszeremonie im engsten Kreis geben. Auch darüber berichten wir nicht ausführlich, aus Gründen der Pietät. Nur soviel: Silke musste sich 2014 in Honolulu in einem bewegenden Moment von ihren langjährigen Reise-Gefährten „Meine-leisen-Treter“ trennen. Diesmal trifft es mich, ich lasse Izquierda und Derecha nach vielen Kilometern auf diesem Kontinent zurück.

Noch mal Maya

Und dann gibt es noch Tulum, die einzige Maya-Siedlung am Meer. Wirklich sehr schön gelegen. Pittoresk.

Es ging hier wohl auch um Handel früher. Natürlich hatte man dafür einen eigenen Gott, der auch zuständig war für Krieg (sind halt Amerikaner hier). Überraschenderweise gönnt man sich hingegen eine eigene Göttin nur für Selbstmord, was darauf schließen lässt, dass man hier doch weitgehend spassbefreit gewesen ist. Man findet in Tulum auch keinen Spielplatz (vgl. andere Maya-Berichte).

 

 

 

 

 

 

 

Heute könnte man hier Echsen kicken. Die widerlichen Salamander hängen überall rum, hunderte in allen Größen. Und es gibt hier meterlange Schlangen. Wirklich nicht schön, was hier an Tieren vorgehalten wird.

 

 

Gibt aber auch noch mal schöne Bilder von Touristen.

Juego de Pelota

Lange Zeit dachte ich, Ballspieler sei ein eher undankbarer Job im Maya-Reich gewesen. Man musste manchmal tagelang ohne Pause spielen, bis mal jemand ein Goal erzielt. Dann waren die meisten Mitspieler schon tot. Und die Überlebenden, unter ihnen ja wohl auch der Torschütze, wurden gerne geopfert. „Das war das Spiel meines Lebens“-Kommentare haben da eine ganz eigene Bedeutung.

Jetzt, wo wir verschiedene Austragungsorte in Yucatan besucht haben, bin ich anderer Meinung.

Ganz grob hat die urbane Maya-Society diese Jobs zu vergeben: Herrscher, Priester, Maisbauer, Krieger und Ballspieler.

Herrscher haben es nicht so leicht. Sie müssen Gott spielen, sich mit Priestern rumärgern, und sind die Ersten die enthauptet werden, wenn der Spanier kommt.

Priester sollten Mathe können, und müssen oben auf der Pyramide sitzen. Für jede außerberufliche Aktivität müssen Priester die ganze Pyramide runterklettern und nachher wieder hoch. Deswegen haben Priester auch selten Kinder. Zum Ausgleich dürfen sie Menschen opfern.

Maisbauern müssen im Jungle Mais anbauen, was anstrengend ist. Und man wird vom Jaguar gefressen.

Krieger ist nicht so schlecht. Man hat zu tun, denn es gibt viele Nachbarn. Die Regeln bei Gefangennahme sind kein westlicher Standard, man kriegt live das Herz herausgeschnitten, und der Sieger muss abbeißen.

Aber Ballspieler ist cool. Man muss ja nicht in der Top-Liga mitmischen und im Juego de Pelota von Chichen Itza spielen. Da endet das oft wie beschrieben. Aber es gibt im jedem Maya-Kaff eine ganze Reihe von schönen lauschigen Courts. Zum Beispiel hat die Stadt Coba rund ein Dutzend Spielstätten und bestimmt ähnlich viele Clubs, keiner wohl über Regionalliga. Das Spielerleben ist ein Traum: Man muss nicht Arbeiten, stelle ich mir vor. Es gibt im Maya-Rechtsstaat kein Betäubungsmittelgesetz, und keine Anti-Doping-Behörde. Vor dem Spiel kriegt man den härtesten Shit, den die Natur gerade zur Verfügung stellt. Dann spielt man solange es geht, gewinnt einen Preis. Und die Herzen der Maya-Mädels fliegen einem zu.

Berufswahl kann so leicht sein.

Chichen Itza

Das großartigste an Chichen Itza ist bestimmt die Pyramide. Danach auf jeden Fall der Juego de Pelota, der ein Special kriegt.

Aber mein Persönlicher Geheimtipp sind die Opfersteine, einer schöner/schauriger als der andere (ich weiß dass das sonderbar klingt, aber keine Angst, ich habe eine Psychologin dabei).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und jetzt noch Fotos von uns,

 

 

 

 

und ein paar Tieren…

Schluss Ende Aus

Unsere Reise endet, wie sie begonnen hat: Dekadent. Gerade noch vor dem Nachtflug in der Star Alliance-Lounge eine Dusche genommen, dann Häppchen und Drinks, und nun der Schlussbeitrag.

Das wird nun nicht der Alibi-Bericht über soziale Brennpunkte in Lateinamerika. Wir gucken alle Fernsehen, wir wissen das. Und ja: Man kriegt beim kontinentalen Frühstück im Hotel in Rio de Janeiro das Käse-Gebäck für den Tag mitgegeben, das man dann an der nächsten Ecke an Bettel-Kids abgibt [in der Familie haben wir die Geschichte von Marie-Antoinette mit dem Kuchen strapaziert, so kommt einem das ein bisschen vor].

Wenn man in – in westlichem Talk – Schwellenländer fährt, wird man immer hin- und hergerissen sein. Das war in Malaysia so, das war in Argentinien und Brasilien so. Man fragt sich: Wie kann eine U-Bahn-Fahrt in Rio so viel kosten (1 Euro), wer kann sich das denn leisten hier? Wie viel Strom brauchen die bloß für ihre ganzen Klimaanlagen?

Wie kann ein Staudamm den Strom für 20 % der 200-Millionen Brasilianer erzeugen? Wieso essen die Leute hier Fleisch mit drei Beilagen, nämlich Reis, Pommes und Kartoffelpüree gleichzeitig? ? ? ?

Ein bisschen was haben wir geklärt, aber mehr Fragen sind aufgekommen… Macht nicht’s, das ist ja der Spass dabei! Bis zum nächsten Mal!

Noch so’n doofes Rätsel

Der kühlste, öffentlich zugängliche Ort hier ist die U-Bahn [1]. Wobei der Temperatur-Unterschied zwischen im-Zug und auf-dem-Bahnsteig um die zwanzig Grad beträgt. Das regt den Kreislauf an.

Oben an der Erdoberfläche, die sich mit den vielen Erhebungen hier von Meeresniveau bis auf 721 Meter erhebt [2], ist es nahe 40 Grad. Das ist auch für die vielen Ur-Einwohner nicht einfach, die diesen Sommermonat Janeiro nennen [3]. Jedenfalls sind Einheimische, die mit uns in langen Warteschlangen an Attraktionen in der Sonne standen, wegen der Hitze umgefallen. Man kann nur froh sein für die Teilnehmer, dass große Sommersportveranstaltungen hier kurzerhand im Winter stattfanden [4].

Wir haben früh am Tag eines der sieben modernen Weltwunder besichtigt [5]. Es ist eine Statue, die exakt zwei Meter höher ist als der Nierswalder Kirchturm [6]. Der Ort wird von den hiesigen Landsleuten offenbar wie ein Wallfahrtsort angesehen. Überhaupt scheint es so, dass die Leute schon früh im Kindergarten zwei Dinge eingebläut bekommen: Wie man gute Caipirinhas macht [7], und dass man sich einmal im Leben mit ausgebreiteten Armen vor  der Statue ablichten lassen muss.

Nicht alle versuchen sich wegen der Hitze möglichst nicht zu bewegen. In den Parks gibt’s Leute, die Capoeira üben. Dessen Geburtsstätte ist zwar Bahia, aber anscheinend ist der Trend auch hier im Süden und in den eher bürgerlichen Schichten angekommen [8]. 

Außerdem gibt’s noch einen Berg, der wie ein Zuckerhut aussieht [9], und einen Strand der Copacabana heißt [10] [keine Lust mehr auf blödes Rätsel].

Also nun Dalli Dalli. Und in Kurzform alle Hinweise zusammengefasst:

[1] Stadt mit U-Bahn. [2] Hügeliges Terrain. [3] Man spricht portugiesisch. [4] Stadt liegt nicht in Katar. [5] Weltwunder. [6] 30 Meter hohe Attraktion. [7] Cocktail ist Nationalgetränk. [8] Stadt liegt südlich von Salvador de Bahia. [9] Zuckerhut und [10] Stadtstrand.

Iguaçu heißt einfach nur großes Wasser

bei den Guaraní.

Mit großem Tamtam sind wir hier angekommen. Der Pilot hatte wohl noch Schnapslaune von Silvester, und hat ein paar Runden über die Wasserfälle gedreht. 188 Leute haben gejubelt, einer 2 Reihen weiter vorne hat sich die Seele lauthals aus dem Leib gekotzt.

Dann kam das große Stempelsammeln-im-Reisepass. Wir landen in Argentinien, wohnen aber drüben in Brasilien, fahren aber am nächsten Tag wieder zurück, aber nur für einen Tag. Silke, nicht aufgepasst, hat einen Ausreisestempel  zuwenig gekriegt. Sie gilt seither für immer als in Argentinien verschollen. Das ist auch der Grund, warum wir nicht mehr nach Paraguay fahren (auch hier), weil, wie soll eine Vermisste ’ne Grenze hin- und rück? Obwohl, ich seh sie ja, hier in Brasilien…


Über die Wasserfälle kann man nichts sagen. Nur, ganz großes Kino. Legendär. Der Amerikaner würde sagen: Vergiss Niagara (Neidtschärra, wir erinnern uns), das ist eine Pfütze. Ich schneide gerade aus dem Bewegtbildmaterial von heute einen einstündigen Dokumentarfilm zusammen, den ich jeden zwingen werde anzusehen. Nur Szenen mit Wasser aus allen Richtungen.


Wegen des Krachs, den das Wasser macht, suche ich noch einen epochalen Soundtrack. Auch wieder denke ich über ein Tierspecial nach, es fehlt mir aber ein Foto dieses Krokodils, das nur Kinder-groß da ‚rumlag. Ich dachte, es kommt noch was Größeres, kam es aber nicht. Und wie beim Einkaufen, dann geht man auch nicht mehr zurück, es is ja bestimmt jetzt weg..

Buenos Aires

Einziehen, Ausziehen, Weiterziehen. Auch ohne Auto ist der Rhythmus gleich geblieben. – Kommt man aus dem Landesinnern nach BA, fliegt man gaaanz lange über viel Stadt, man muss die 13 Mio. Leute ja irgendwo unterbringen. Und unten angekommen, braucht’s ja nur eine 16-spurige Straße, Krach, U-Bahn und viele Menschen, und man ist im Metropolen-Modus (man geht anders über die Straße, hält seine Tasche anders, redet anders, riecht anders…). Könnte also fast überall sein.

Bis man dann die Extras entdeckt. Plaza de Mayo. Der Tango. La Boca. Milongas. Evita.


Und die Einwohner. Wir sind stolz, weil wir unsere Eingangsfrage von vor ein paar Wochen klären konnten: die BuenosAiresianer heißen Porteños. Und was nun unterscheidet den Porteño vom gewöhnlichen Argentinier? Außer dem üblichen Stadt-Land-Gefälle?

Man telefoniert immer, und immer affektiert. Man spricht per Freisprech in sein cellular, als wenn man sich einen Riesen-Keks in seinen Mund schieben will. Das ganze so laut, damit auch in der ohrenbetäubenden U-Bahn jeder alles mitkriegt. Privatsphäre, Datenschutz, alles Mumpitz.

Für ein lockeres Vehältnis zum Datenaustausch spricht auch der örtliche Silvester-Brauch. Ab 30.12. wird aufgeräumt: Man geht seine Kalender und Kontoauszüge durch, und wirft einfach alle Zettel aus dem vergangenen Jahr aus dem Fenster.

 Hat man wohl mal bei Konfetti-Paraden aus New York gesehen und beschlossen, dass man sich das Schnipsel-machen spart. Hat auch was von öffentlicher Beichte, kann man doch unten auf dem Gehweg nachschauen, wen der Nachbar dieses Jahr wann gedatet hat, und wieviel das gekostet hat.

Mal sehen, ob es heute Abend noch andere Überraschungen gibt. Wir haben übrigens immer noch keine Einladung zu Silvester. Langsam wird es eng…

Gefährten der Landstraße (1)

Unser 5.000 km Roadtrip durch die argentinische Provinz ist zu Ende gegangen. Morgen geht’s von Mendoza nach Buenos Aires, und damit in die Stadt, in der schon die meisten Landsleute leben, und in die fast der ganze Rest hin will.

Außer vielleicht die echten Gauchos, die es immer noch gibt, die aber wie durch Geisterhand von allen Fotos, die man von ihnen knipst, verschwinden. Vielleicht wird auch diese Magie dem kleinen Gil Núñez zugeschrieben, den hier alle so verehren (Laufband am unteren Bildschirmrand: Bitte nicht mehr mitraten! Die Leitungen sind geschlossen, der Gewinner steht fest. Bitte nicht mehr mitraten! Die Leitungen…)


Tatsächlich heute, am letzten Straßentag, haben wir eine ganze Gruppe von Menschen an einem Gauchito-Schrein feiern gesehen, schön in der prallen Mittagszeit. Warum man dem Helden Alkohol in jeder Form spendet – meist aber den Tütenwein vom hiesigen Aldi, bleibt deren Ding.

Zum Trost für die Freunde von Che und Jesus: Die Antworten waren auch komplett wahr, aber eben nicht richtig -:)