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Kadaver

Die letzte größere Tierkollision im unmittelbaren Bekanntenkreis hatte Karl-Josef (Anfang der Achtziger, Moped vs. Reh). Hier treibt sich jeden Tag Viehzeug auf der Straße rum, was einen die durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit reduzieren lässt. Die Liste ist lang: Nandu, Guanko, Pferd, Esel, Wüstenfuchs, Lama, Schaf, Ziege, Geflügel. Knapp war es mal mit einem Widder und einem Riesenhund. Nach einer Weile ist klar, das die Skelette am Fahrbahnrand nicht von der Tourismusbehörde so pittoresk angeordnet werden.

Gestern sind zwei dazu gekommen: Rind und Geier. Den Job hat aber wohl den Blechresten zur Folge ein Truck erledigt. ToiToiToi, noch ein Tag, und wir sind erst mal ‚runter von der Straße.

Ein weiteres Problem der Überlandreisen sind Wegelagerer (nicht solche wir der berühmte Gauchito Gil). In diesem über-militarisierten Land gibt es einfach zu viel Polizei, weil jede Provinz gleich mehrere Einheiten hat, die ja auch alle finanziert werden müssen. – Aber wir wollen fair bleiben, bei den ca. 30 Straßensperren und Willkür-Kontrollen gab es jetzt den ersten Fall, wo uns ein mopsiger Polizist und sein jefe Geld abpressen wollten. Wir haben dem getrotzt, obwohl die Riesen-Wummen hatten…

Eigentlich wollten wir nur nett in den Mond-ähnlichen Nationalpark Ischigualasto, Weltnaturerbe wegen seiner Dinosaurier. Die sind natürlich schon vor langer Zeit totgefahren worden, liegen aber noch ‚rum. Aber die Landschaft ist einfach bizarr-faszinierend.

Gewinnspiel!

Es ist Zeit für das beliebte Format „Wahrheit oder Lüge“. Richtige Antworten werden mit einer Einladung zum Essen Humita alla olla geehrt. Wer googlet, wird disqualifiziert:

Also, überall im Argentinien findet man am Straßenrand Schreine. Mal groß, mal klein, muss es Leute geben, die hier regelmäßig Opfergaben niederlegen und/oder Rituale abhalten.


Und Achtung, jetzt kommt die Quizfrage: Wer wird hier verehrt????

Antwort A – ERNESTO CHE GUEVARA

Inzwischen ist in links-bürgerlichen Kreisen längst bekannt, das Ernesto nicht Cubaner oder sonst was Revolutionäres war, sondern Argentinier. Aufgewachsen in Cordoba (vgl. Cordoba, Demonstrationen und Proteste). ‚Che‘ soll man ihn im spanischen Sprachraum deshalb liebevoll nennen, weil die Argentinier eben anders spanisch reden, mit viel tsch und schsch, und lange Worte mag man hier eh nicht. Dennoch, auch ohne eigene vielversprechende und nachhaltige Revolutionsbemühungen, verehrt man ihn in Argentinien allenthalben. Tipp: wofür stehen wohl die roten Fahnen?

Antwort B – JESUS CHRISTUS

Ja, ganz oben in der katholischen Rangliste steht Maria. Aber in der Folge der Befreiungstheologie, und erst recht jetzt, wo nicht mehr wir (D) Papst sind, sondern wo jetzt wir (ARG) Papst sind, erlebt Jesus eine neue Popularität. Jesus (in der Aussprache Cchesuuus) ist auch wieder ein sehr beliebter Vorname für Jungs. Originaldialog in einem Hotel neulich: [David] „eh, Jesus, ich will den Gästen das WLAN-Passwort geben. Wie is das noch mal?“ – [Jesus] „das weiß ich nicht auswendig.“ – [David] „wieso weißt du das nicht, du bist doch Jesus!“ [David lacht, Jesus gequält, verflucht innerlich seine Eltern]. – Wie auch immer, gerade die Landbevölkerung, und auch die Trucker, verehren J.C. auch am Straßenrand.

Antwort C – GAUCHITO GIL

Der kleine Gaucho Gil Núñez wurde vom Frauen- zum Volkshelden. Als einfacher Landarbeiter hatte er was mit einer reichen Witwe. Eine opportune Strategie für den sozialen Aufstieg, hat es ihm aber Neid, Ärger und Flucht eingebracht. Im Wald überfiel er Reiche und verschenkte es an Arme (der Vorname Gil in englisch lautet Robin). Schließlich wurde er 1878 umgebracht, nicht ohne weitere Mythen und Wunder zu hinterlassen. Da sich letztlich jeder ein amoröses Leben in sozialer Verantwortung, mit einem richtig starken Abgang wünscht, hat er es im Volksansehen ganz weit nach oben gebracht.

Auflösung gibt’s die Tage, zusammen mit dem Special „Gefährten der Landstraße „.

Ruta 40

Was in den USA die Route 66 ist, ist in Argentinien die RN 40. Ein Ziel vor allem für Biker, besonders im Süden, wo es keinen Asphalt mehr gibt. Da unten beginnt man wohl auch mit dem Zählen, denn wir hier im Norden sind ein paar Stunden auf der 40 gefahren, so um und bei Kilometer 4.200.

Die Heilige Nacht in Salta war dann noch ganz überraschend. Nachdem man allgemein um 22:00 ‚raus zum Essen geht, gibt’s um Mitternacht Feuerwerk. Bange Frage bleibt, was man Silvester dann noch so macht. Außerdem haben wir immer noch keine Einladung für Silvester…

Unterwegs nach Süden kommt man in Cafayate durch. Eigentlich heißes Cactus-Land, wächst aber wieder Wein. Den Torrontés (weiss) gibt’s auf der Welt nur hier. Lässt sich aber für Fahrer und Beifahrer nicht verkosten, weil am 25.12. dann doch alles zu hat. Übrigens, immer muss ich (AJ) in die Alkoholkontrolle, gleich zweimal heute, und die Straßensperren der Polizei sehen immer so martialisch aus…


Und dann kommt man nach Quilmes, eine präkolumbianische Ruinenstadt. Das Völkchen der Quilmes hat hier lange vor sich hin gelebt und Mais angebaut. Selbst als die Inka auf ihren Raubzügen vorbeischauten, konnte man sich widersetzen, dank der wirklich coolen Verteidigungsanlagen. Und der Inka an sich lässt sich nicht so leicht abwimmeln.


Inka und Quilmes sind dann doch in die Knie gegangen, wie man nun weiß. Weil die Spanier unfair spielen, und die Leute aushungern. Die letzten 2.000 Quilmes hat man weit weg umgesiedelt, und dort wird heute ein lecker Bierchen gebraut.


So, das war nun der Geschichtsteil. Für Alle, die über Tierfotos lästern, kommt jetzt gleich noch das Lama-Bild.

Cactus, der neue Pinguin

Salta gefällt uns. Schöne Gebäude, ein bisschen Kolonialstil. Es scheint, als haben die Leute alle Geschenke zusammen, weniger Hektik. Und schließlich verbringen wir hier Weihnachten.

Vorher aber noch hoch in den Parque Nacional Los Cardones, Bergen trotzen und Kakteen suchen. Es war dann auch gar nicht soooo schlimm mit der Auffahrt auf 3.400 Meter. Das ist schon höher als das meiste in Europa. Da gibt’s eine gigantische Hochebene, und dann geht’s für die Condore noch weiter ‚rauf bis auf 6.600.


Für uns war hier aber das Ziel erreicht, denn wir haben an der heutigen Cactus-Zählung teilgenommen.  Nur die mit Blüten, die größer als Silke sind kamen in die Wertung. Das Ergebnis ist leider geheim.

Mann-o-mann-sind-die-hoch-,-die…

Anden. – Entgegnung: Aber deswegen sind wir doch hier, Schatz.

So oder ähnlich sind schon viele Gespräche gelaufen. Das liegt daran, dass in unserer langjährigen Kernreisegruppe die eine Hälfte massiver Höhenangst ausgesetzt ist, die andere Hälfte zu den Klippen-Runter-Guckern gehört. Krasses, prägendes Beispiel 2009: während letztgenannte Hälfte mit Jesko den Abbruchkanten-Wanderweg am Grand Canyon entlangwanderten, klebte Erstgenannter Angstschweiß-gebadet an der schluchtabgewandten Seite des Linienbusses. 

Soweit sind wir noch nicht, kann aber passieren. Auf dem Weg von Cordoba nach Salta haben wir auch schon mal eine 2.200m-Sierra überwunden. Erkenntnisse: Das Auto, ein alter Renault Logan, macht das mit. Da oben ist es auch nicht kühler. Man sieht die ewige Weite der Pampa ganz eindrucksvoll.

Zwischenstopp in San Miguel de Tucumán. Hier haben vor exakt 200 Jahren Aufmüpfige die Fesseln der spanischen Herrschaft abgesteift und Argentinien gegründet. In der Gegenwart sind wohl die Leute in Cordoba aufsässiger. Da gab es gestern Abend lautstarke Gewerkschaftsumzüge, öffentliche Weihnachtskonzerte und Demonstrationen zur Freilassung von vermutlich politischen Gefangenen; alles auf einem Platz.


San Miguel ist da beschaulich, und berühmt für seine Empanadas. Wir haben uns in einer Hinterhofbar durch die Empanadas-Karte gemampft, die leckersten ihrer Art in unserer kulinarischen Geschichte, für 1€ das Stück. Bei einer Sorte (sehr lecker) kannten wir den Namen der Füllung nicht. Maria (vermutlich) zeigte auf ihren Bauch und murmelte unbekannte Worte. Also haben wir entweder Rinder-Innereien, Nandu-Magen oder irgendwas menschliches vom Kellner gegessen.


Auf dem Weg nach Salta wachsen sie dann, die Berge. Mit schön vorgelagerten Wäldern. Haben hier kurz Frodo und Sam getroffen, die dachten dies sei Ithilien und da vorne Gondor. Gleichen Mist haben die auch schon bei unserer letzten Begegnung geredet, 2014 in NZL…Mann-o-mann, sind die alt geworden.

21.12.2016 solsticio de verano

Heißt Sommersonnenwende. Unsere Zweite dieses Jahr, und damit nach 2013 das zweite Jahr mit zwei Sommeranfängen.

Im Battle der Sommer- gegen die Winteranfänge steht es für uns nun 106 :98, 106:100 (danke Marvin, Du Mathegenie!) klingt nach einem so gut wie gewonnenen Basketballspiel.

Wir sind noch immer in Cordoba. Hier sind’s heute 38 Grad, und dass 38 Jahre nach der Schmach, die uns hier in einem anderen Thema wiederfahren ist (habe ich eben von Juliane gelernt. Das war wohl damals aber im Süd-Winter?). Aber wir haben Wasser auf dem Dach, da finden wir Kühlung.

  Ach ja, zum Artikelbild; sonst kommt immer das Foto mit den blauen Schuhen, dem blauen Handtuch (sind oben im Zimmer), und dem Buch am Sandstrand. Diesmal halt die beige-Beton-Variante.

Mendoza…

…hält einfach, was es verspricht.

Wir fliegen ein paar Stunden über Pampa und Wüste, und kommen in einer großen Oase zu Füßen der Anden an. Und: 35 Grad. Der erste Gedanke: Viel zu warm für die armen Weinreben! Und is noch nicht mal Sommer!

Es ist Samstag, also treiben sich unzählige Leute abends auf den Straßen und Plätzen ‚rum.  Die meisten noch beim Vorglühen, denn Essen gibt’s selten vor 9.

Wir waren nicht in einem der unzähligen Grill-Restaurants, sondern bei Francesco Babera (Francesco). Hier kocht seit 60 Jahren Maria Teresa, italo-argentinisch, mit Schwerpunkt Traum-Pasta. Uns hat ein Pinot Noir begleitet.

Am nächsten Tag, nach 18 km Stadt/Land-Erkundung zu Fuß (pro Person), wurde es noch besser. Den Abend feiern wir im Josefina Restó (Josefina Resto, Bilder gucken!) zusammen mit dem Pesce del día, den Ravioli con Salmon, und einem Bacán Clásico Blanco.

never say never

Es gibt immer ein nächstes Mal, auch mit Pinguin.

Ganz zum Schluss sind wir also noch nach Cabo dos Bahias, weil es hier nicht so überlaufen ist mit Touristen (in Tombo waren es satte 20, hier heute 4 mit uns).

Und ganz zum Schluss haben sich alle diese extrovertierten Typen aus Patagonien zusammengestellt, um noch mal abgelichtet zu werden. Egal, dass man eigentlich ein scheues Steppenvieh ist, wenn man ins Internet will, stellt man sich auch neben diese f****** Pings. Selbst die drögen Speckies
haben sich nicht entblödet auf Foto-Shooting zu machen. Für uns is okay.Und ganz zum Schluss haben wir dann doch auch mal nett gegessen. Wenn man erstmal verstanden hat, hat Pollo hier nicht Pojo sondern Poschschscho heißt, wird man auch ohne halbes Rind am Spieß satt.

Morgen geht’s dann mit dem Flieger in Schlaraffenland: Mendoza! … Und dann gibt es auch garantiert keine Tierbilder mehr 😉

Punta Tombo

Heute haben wir ein Guanako mit 2 statt 4 Beinen gesehen. Dann heißt das nur kurz Nandu, und ist auch kein Kamel, sondern ein scheuer Laufvogel, ähnlich einem Emu oder Strauß, nur Tarnfarben-grau. Wie jeder hier im Spätfrühling hat der Nandu eine Herde Jungvieh, so ein Dutzend Hühner-großer Küken, die doof auf der Schotterpiste hin-und-her-rennen. Silke hat es tatsächlich geschafft, keines zu erlegen.

Zuletzt in Trelew wurde uns klar, dass die Pesos nur so in Hundertern durch unsere Finger rinnen. Der Argentinier will am liebsten US-Dollar,  die wir nicht haben, und ansonsten eben hunderte Pesos. Also haben wir uns in Punta Tombo zum Pinguin-Zählen verdingt, auf spanisch. Denn die hiesige Kolonie ist jüngst deutlich gewachsen, man hat hier eben Jungvieh im Frühling.

Da Silke nur die spanischen Zahlen bis sagen wir 490 beherrscht, blieb das Gros der Arbeit an mir hängen. And here are the results: In Punta Tombo leben 216.213 Pinguin-Paare. Ein paar Kerle haben sich aus dem Staub gemacht oder sind vom Orca verschluckt worden. Macht 400.012 Erwachsene. Jeder Paar hat 1,6 Junge. Leider hat der Puma eine Vorliebe für Jung-Pinguine, bleiben genau 725.210 (sietecientos venticinco mil doscientos y diez) Tiere.


Das ist die größte und wohlhabendste Kolonie von irgendwie, hier hat jede Familie einen Strauch für sich. Sehr eindrucksvoll. Genug Pinguine für den Rest des Lebens gesehen, geht es mal wieder weiter nach Süden. Jetzt is es echt einsam, in den vier Stunden bis Camarones haben wir genau zwei andere Autos getroffen, eins am Anfang und eins am Ende…

Trelew

Tre-le-ju ist ein walisischer Ort in der Flussoase des Chubut.

Bis hierher haben wir „Strecke gemacht“, d.h. auf Asphalt Kilometer abgearbeitet, bis es wieder zwei Tage auf die Schotterpiste geht. Berühmt ist der Ort für seine paläontologischen Gesteinsformationen, die Dutzende-Millionen Jahre zurückreichen.

Also, wenige wissen, dass ich mal Geographie studiert habe. Und mein absolutes Hass-Fach war dabei Geologie. Menschen die mit kleinen Hämmern auf Steine einhauen, und ansonsten verzückt im Staub wühlen, sind nicht meine Freunde.

Nun, hier in Trelew muss man nichts dergleichen tun. 25-Millionen-Jahre alte Muscheln liegen einfach so ‚rum. Sehr convenient.

Promise and Delivery

Wir sind ans Ende der Welt geflogen, um unter anderem atemberaubende Tierszenen zu erleben.

Im Internet gibt es YouTube-Videos, wo gierige 6m lange Orcas sich langsam den Stränden der Peninsula Valdes nähern, um dann brutal kleine Robben direkt vom Strand zu erbeuten (Links auf Nachfrage). Klar, man kann auch tolle Seevögel (bestimmt selten, die letzten ihrer Art…) beobachten. Wir persönlich finden seit je her Kormorane ganz cool, wegen dem schwarzen Outfit.

Aber vor dem animalischen Showdown steht wieder mal eine längere Steppentour, diesmal auf Schotter. Und man muss den Argentiniern eines lassen: Wenn sie Guanakos versprechen, dann halten Sie das auch. [Aufforderung an die Leser: Sind Guanakos eher Antilopen (Silkes Hypothese), oder Ziegen-, Schafe-, sonstwas-Tiere (Andrés Hypothese)].

An der Küste angekommen, gibt es keine Monster, sondern nur chillende Robben („sorry, aber wir sind See-Löwen und See-Elefanten“). Und ein paar (hundert)Kilometer südlich -endlich- DEN Magellan-Pinguin. Aber selbst der sagt: Scheiss-windig hier in Patagonien!

Patagonia

Genauso habe ich mir Patagonien vorgestellt: Hunderte Kilometer durch flache Steppe, windgepeitscht im Regen. Ab und an ein Truck, den zu überholen eine Ewigkeit dauert, weil sein Spritzwasser die freie Sicht nach vorne vernebelt. Todesmutige Gedanken, russisches Roulette: wenn ich jetzt überhole, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Gegenverkehr kommt, 1:1000. Oder doch weniger?

Auf diesen Strecken stellt sich immer die Frage, warum man eigentlich zu Hause noch schnell gute Musik auf sein iPhone geladen hat, wenn man sie dann in der Monotonie der endlosen Straßen doch NICHT hört.Warum auch immer.

Wir sind auf dem Weg von Comodoro zur Peninsula Valdes. Und wenn es hier im Frühling so zugeht wie jetzt, wollen wir den Winter nicht kennenlernen. – Es ist, sagen wir, windig.

In Puerto Piramides angekommen, haben wir erst mal keinen Strom in unserer Cabaña. Wegen dem Sturm. Macht nix, is ja noch hell. Und morgen soll der Sturm zwar bleiben, aber  mit 12 Stunden Sonne, statt Regen von links und rechts.

Und da wir mangels WLAN diesen Artikel postum veröffentlichen, können wir sagen: Der Wetterbericht hatte Recht.

El Super(!!)Classico

Heute war wohl im ganzen Land Ausnahmezustand. Weil die Boca Juniors gegen die River Plate in der Primera Divisíon gespielt haben. Natürlich in Buenos Aires.

Schon heute morgen war klar: Wir in Comodoro Rivadavia sind für Boca. Und als wir nun mit 4:2 gewonnen haben und Tabellenführer sind, geht hier heute Abend die Post ab.


Ansonsten geht hier nix ab. Comodoro Rivadavia in Patagonien ist so weit südlich, dass nur noch wenige Tausend Neuseeländer, Chilenen und Argentinier südlicher leben. Echt weit weg. Obwohl C.R. auf dem gleichen Breitengrad südlich liegt wie Bordeaux im Norden (verständlich?). Hamburg wäre hier auf der Südhalbkugel etwa in Feuerland, was so ziemlich absurd ist.

Hier im Südfrankreich Agentiniens gäbe es aber gar keine Stadt, wenn da nicht Öl und Bergbau wäre. Was hier abgebaut wird, ist rätselhaft, jedenfalls passiert das im Tagebau. Und so leben hier Ölbohrer, Bergleute und Menschen, die ihrer dunklen Vergangenheit entfliehen wollen. Man zeigt sich nur zum abfeiern von Fußball-Erfolgen auf der Straße, ansonsten guckt man alleine fern (weil ja alles fern ist): Comodoro ist die Stadt mit der größten Plasma-Bildschirmdichte del mundo, bestimmt.

Wir starten hier morgen, nach einem Tag abhängen, in die Einöde. Sowie wir ein Auto kriegen. Und Sprit (sollte klappen, wird hier gefördert). Nudeln haben wir auch schon gekauft.  Und Pesos haben wir auch jetzt bar. Mussten uns nur am Geldautomaten an den schlafenden wilden Hunden vorbeischleichen.

Am Silberfluss

Nach 13 Stunden Nachtflug kommen wir ausgeschlafen im Sommer an. Über ganz Südamerika hat eine dicke undurchdringliche Wolkendecke gelegen, bis zum Rio de la Plata. Hier ist’s jetzt aber schön sonnig und heiß.

Wir sind erst mal nur 8 Stunden in Buenos Aires. Auf der Autobahn zwischen den beiden Flughäfen gab es alle 10 km einen schweren Unfall zu begaffen, meist mit Motorrad-Schrott und einem Auto auf dem Kopf. – Ich freu mich schon auf unsere Mietwagenreisen.

Tiere gab‘ auch zu sehen (da ich nicht mehr über Essen schreiben soll, gibt’s mehr mit Tieren).  Des Gauchos liebster Freund grast auch Stadt- und Autobahn-nah, und trauert besseren Zeiten in der Pampa nach.

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Am Fluss dann selbst, kann man nicht bis Uruguay gucken. Das hatte ich irgendwie erwartet, geht aber nicht (zu weit). Dafür beobachtet man den gemeinen BuenosAiresianer (siehe KualaLumpur-Beitrag, same problem) beim Angeln an der Promenade. Vielmehr, er lässt seinen Beton-Kumpel die Angel halten, und sitzt selbst mit Bierchen und Kumpels und Familie und Hund in der Trinkhalle um die Ecke.

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Wir haben jetzt Sonnenbrand, fliegen gleich weiter nach Süden in die Kälte Patagoniens, und hatten vielleicht für lange Zeit WLAN gehabt. Aber Beitrag steht 😉

 

Gauja

Sie hört das nicht gern. Aber die Gauja in Lettland ist die kleine Schwester der Dordogne. Genau wie die Ältere schlängelt sie sich mit ihren Nebenflüsschen durch ein Naturschutzgebiet, mit sagen wir, viel Natur. Am Flussufer ein paar Mittelalter-Städtchen und Burgen. Und ein paar Kanuten, die die Stromschnellen jauchzend herabfahren.

Es ist aber nicht voll, obwohl alle schönen Orte eigentlich gut zugänglich und ausgestattet sind, wegen der EU (ätsch, Briten. Unnötig zu erwähnen, dass in der EU bald mehr Russen leben als Engländer). Aber, längst nicht alle Straßen sind asphaltiert, und deshalb kommt nicht jeder Bus und jeder Mietwagen da hin. (Hier kommt vielleicht das Bild von unserem Drecksauto, aber nur wenn Platz ist. Sonst kommt vielleicht ein Katzenbild?)

Gut also, wir waren schön im Wald und am Fluss am Wandern, waren wir. Aber wir waren auch im Freilichtmuseum von Ä€raiÅ¡i. Da gibt es was aus der Steinzeit, und auch ein Trümmerfeld einer Ordensritterburg. Best of ist aber ein 1.000 Jahre altes ausgegrabenes Dorf der – jetzt kommt ’s – Alt-Lett-Gallier.  – Klingelt’s schon? Gallier in Lettland? Demnächst: Asterix Bd. 37: Asterix in Latvia…

Nicht vom Weg abkommen!

Die Vorteile eines noch nicht so überlaufenen Landes sind:

  1. Es gibt vereinzelt noch einheimische Kost (Bärenpastete und Elch, wie gesagt…)
  2. Die Sehenswürdigkeiten sind nicht immer ausgeschrieben. Offen gesagt, manchmal sind die Zufahrten zu speziellen Orten wie Wanderwegen durch Moore so geschützt, dass man eine Geheimdienstausbildung braucht, um sie zu finden
  3. Die Warnhinweise sind in der lokalen Sprache so verfasst, dass man ständig das Gefühl hat, um die nächste Ecke verhaftet zu werden und 20 Jahre Gulasch – nein Gulag – zu bekommen.

Dank Google wissen wir nun, das wir angehalten waren, den Bohlenweg durch das Moor wenn möglich nicht zu verlassen, da sonst mehrere Jahrhunderte Moorleiche drohen.

Das Wetter hat pünktlich zu unserer Moorwanderung Windstille und graue Wolkendecke beschert, damit es möglichst gruselig wirkt, zumal alle anderen Moorwanderer nur die ersten 100 Meter mitgegangen sind. Wir sind zwei Stunden durch die Tundra Estland geschlichen, bis uns eine unmissverständliche Bärenspur zur umgehenden Rückkehr veranlasst hat. Wir wollten Teddy nicht den Mittagsschlaf rauben und auch nicht als das Gebäck zum Tee serviert werden.

Zurück auf dem Gut haben wir uns den Rest des Tages im türkischen Dampfbad versteckt und haben uns vor dem Dinner (s.o.) im Schwimmbad erholt.

Was mit Tieren…

„Zum ersten Mal in Schweden  Eesti und gleich ’nen Elch gesehen, ’nen Eeeeeeelch geseeeehn.“

Da fährt man in den Nationalpark, um dort ein paar nette Naturtage zu verbringen, und dann steht er da auch schon: Der Elch. Noch schaut er etwas frech, als wenn er sagen wollte „Wököleema? Üämöätak wegüpädee! (was guckst du? Geh weiter!)“. Aber das wird ihm schon vergehen. Er weiß ja nicht, dass er in unserem Hotel auf dem Speisezettel steht…

Nicht gegessen werden Adebar und seine Freunde. Die gibt es ganz viel im Baltikum, aber besonders hier in Vihula, wo wir jetzt sind. Und da es eben ein Gewitter gab, sieht man halt aus wie ein begossener Storch.