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Angkor – oder: wo ist Angelina?

Der Witz ist abgedroschen. Hier in Seam Reap laufen Leute rum mit T-Shirts „Angkor – what?“ Na gut, ich habe auch erst heute verstanden, dass das Wat von Angkor Wat nur Tempel heißt.

Tempels gibt es hier reichlich. Angeblich ist Angkor Wat der größte Sakralbau der Welt. Wie überhaupt Angkor mal die größte Stadt des Planeten war. Aber riesige Machtzentren verfallen halt, meist selbstverschuldet (Rom, Qo‘noS, Washington). Aber der Reihe nach…

Zwei Tage lang fahren wir mit dem Tuk Tuk Angkor ab, und jeder der weit auseinander liegenden Tempel ist besonders. Mal sind wir fast alleine, früh morgens zum Beispiel, mal Teil der vorwiegend asiatischen Besucherschwemme.  Meine Kamera hat einen Japaner-Filter und versucht redlich, die besonders unangenehm auffallenden Besuchergruppen von jener Insel zu retouchieren.  Gelingt meist, aber das lebende Auge und Ohr kann das nicht. Einmal mussten wir in einem Tempel-Verlies Holländer trösten, die sich versteckt hatten vor der Nippon-Welle. Das schweißt zusammen.

Amerikaner sind erstaunlich selten, die schaffen meist die Stufen oder die Laufwege durch den Dschungel nicht. Aber ich hatte fest damit gerechnet, dass Ms. Jolie in einem unerwarteten Moment aus der Deckung springt, „Tomb Raider!!“ brüllt, uns (oder zumindest mich) ergreift und an einer Liane schwingend entführt… Nix war.

Trotzdem, Angkor ist das, was wir uns erwartet hatten, total beeindruckend. Silke meint, Angkor ist für Tempel das, was Iguacu für Wasserfälle ist: danach willste nix anderes mehr angucken…

Geht aber weiter: morgen nach Laos…

Die Stadt erkunden…

…ist dagegen ganz einfach: ins Taxi steigen, sich zur old town fahren lassen und Tempel,

vietnamesische (oder doch chinesische?) Händlerhäuser,

japanisches Viertel inklusive Covered Bridge (wo gibt’s die Dinger eigentlich noch alles? S.  geocaching-covered-bridges )

erwandern und sich an denen vielen Farben freuen.

Das ständige Gehupe stört dabei kaum, denn wir  haben gelernt:  1) in der vietnamesischen Stadt guckt man nur nach vorne, die anderen machen schon mit Hupen auf sich aufmerksam. 2) Als Fußgänger langsam aber selbstbewusst über die Straßen gehen, so schafft man es ohne „Saigon Kiss“ auf die andere Seite. 3) Taxifahrer können fahren und telefonieren gleichzeitig – wie entspannt ist da die Rückfahrt zum Flughafen, mit schweigendem Fahrer dafür aber psychedelischem Soundtrack.

Noch mal Maya

Und dann gibt es noch Tulum, die einzige Maya-Siedlung am Meer. Wirklich sehr schön gelegen. Pittoresk.

Es ging hier wohl auch um Handel früher. Natürlich hatte man dafür einen eigenen Gott, der auch zuständig war für Krieg (sind halt Amerikaner hier). Überraschenderweise gönnt man sich hingegen eine eigene Göttin nur für Selbstmord, was darauf schließen lässt, dass man hier doch weitgehend spassbefreit gewesen ist. Man findet in Tulum auch keinen Spielplatz (vgl. andere Maya-Berichte).

 

 

 

 

 

 

 

Heute könnte man hier Echsen kicken. Die widerlichen Salamander hängen überall rum, hunderte in allen Größen. Und es gibt hier meterlange Schlangen. Wirklich nicht schön, was hier an Tieren vorgehalten wird.

 

 

Gibt aber auch noch mal schöne Bilder von Touristen.

Juego de Pelota

Lange Zeit dachte ich, Ballspieler sei ein eher undankbarer Job im Maya-Reich gewesen. Man musste manchmal tagelang ohne Pause spielen, bis mal jemand ein Goal erzielt. Dann waren die meisten Mitspieler schon tot. Und die Überlebenden, unter ihnen ja wohl auch der Torschütze, wurden gerne geopfert. „Das war das Spiel meines Lebens“-Kommentare haben da eine ganz eigene Bedeutung.

Jetzt, wo wir verschiedene Austragungsorte in Yucatan besucht haben, bin ich anderer Meinung.

Ganz grob hat die urbane Maya-Society diese Jobs zu vergeben: Herrscher, Priester, Maisbauer, Krieger und Ballspieler.

Herrscher haben es nicht so leicht. Sie müssen Gott spielen, sich mit Priestern rumärgern, und sind die Ersten die enthauptet werden, wenn der Spanier kommt.

Priester sollten Mathe können, und müssen oben auf der Pyramide sitzen. Für jede außerberufliche Aktivität müssen Priester die ganze Pyramide runterklettern und nachher wieder hoch. Deswegen haben Priester auch selten Kinder. Zum Ausgleich dürfen sie Menschen opfern.

Maisbauern müssen im Jungle Mais anbauen, was anstrengend ist. Und man wird vom Jaguar gefressen.

Krieger ist nicht so schlecht. Man hat zu tun, denn es gibt viele Nachbarn. Die Regeln bei Gefangennahme sind kein westlicher Standard, man kriegt live das Herz herausgeschnitten, und der Sieger muss abbeißen.

Aber Ballspieler ist cool. Man muss ja nicht in der Top-Liga mitmischen und im Juego de Pelota von Chichen Itza spielen. Da endet das oft wie beschrieben. Aber es gibt im jedem Maya-Kaff eine ganze Reihe von schönen lauschigen Courts. Zum Beispiel hat die Stadt Coba rund ein Dutzend Spielstätten und bestimmt ähnlich viele Clubs, keiner wohl über Regionalliga. Das Spielerleben ist ein Traum: Man muss nicht Arbeiten, stelle ich mir vor. Es gibt im Maya-Rechtsstaat kein Betäubungsmittelgesetz, und keine Anti-Doping-Behörde. Vor dem Spiel kriegt man den härtesten Shit, den die Natur gerade zur Verfügung stellt. Dann spielt man solange es geht, gewinnt einen Preis. Und die Herzen der Maya-Mädels fliegen einem zu.

Berufswahl kann so leicht sein.

Chichen Itza

Das großartigste an Chichen Itza ist bestimmt die Pyramide. Danach auf jeden Fall der Juego de Pelota, der ein Special kriegt.

Aber mein Persönlicher Geheimtipp sind die Opfersteine, einer schöner/schauriger als der andere (ich weiß dass das sonderbar klingt, aber keine Angst, ich habe eine Psychologin dabei).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und jetzt noch Fotos von uns,

 

 

 

 

und ein paar Tieren…