Keine 80 Tage…

„Guten Morgen verehrte Fluggäste an Bord der Zürich“ – auch die Economyclass der Lufthansa bekommt zur Erfrischung jetzt heiße duftende Tücher gereicht. Wunderbar! Wir sind pünktlich wieder im Anflug auf Frankfurt.
Eine Rückreise mit Zwischenstopps auf O’ahu und in New Orleans ist eigentlich wie eine weitere Reise: wir waren Schwimmen in Waikiki,

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haben den Glück bringenden Gong am Byodo-in Tempel geschlagen,

wpid-P1020278.JPGsind im chinesischen Garten im (!) Flughafen von Honolulu spaziert

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und haben Cajun-Küche im Frenchquarter gegessen. Und natürlich waren wir auch hier wieder auf einem Friedhof, dem Cementary 1.

 

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Unsere Weltumrundung ist damit rund und wir voller wunderbarer Bilder, spannenden Eindrücken und besonderen Erfahrungen – und vielen neuen Reiseplänen.

Koru

An unserem letzten Abend in Neuseeland wollen wir nach downtown Christchurch fahren. Nur, mit dem Stadtbus in der Innenstadt angekommen, ist die Verwirrung groß. Die normalerweise erfolgreiche Methode, sich ein Bild von einer neuen Stadt zu machen, scheitert.

Die Erdbeben von 2010/2011 haben 70 ℅ des Zentrums zerstört. Drei Jahre später sind nur wenige neue Gebäude gebaut, viele unbewohnbare warten auf ihren Abriss. Auf Bretterzäunen sind Konzepte abgebildet wie Beschwörungen: So könnte ein sommerlicher Feierabend in den Fußgängerzonen am Fluss 2020 aussehen. Wir wünschen, dass es so kommt.

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Vor der Ruine der Kathedrale steht ein Häuschen, komplett bewachsen mit Pflanzen, die sich nach der Zerstörung wieder ihren Boden erkämpft hatten. Wachstum und Erneuerung scheint in diesem Land mit der brodelnden und zitternden Erde von Bedeutung zu sein. Air New Zealand, die Staatslinie von Mittelerde,

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mit der wir uns Richtung Honolulu verabschieden, trägt den überall präsenten sprießenden Farn als Symbol im Wappen.

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Suchbild mit …

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Pottwal! O.k. schon wieder Tiere – dafür dieses Mal beeindruckend gross und ganz schön weit draußen auf dem offenen Meer. Bei dem hohen Seegang und den schnellen Wendemanövern von Captain Riggs verstanden wir die „strong sea sick warning“ vom Einchecken. Nach etwas Suchen und Warten war er schliesslich da: Gischt sprühend, sich drehend und wendend. Noch ein bisschen pausieren und wieder abtauchen. Die begleitenden Delfine (und nicht etwa die 3 Touristenboote und der Hubschrauber!) störten ihn zu sehr, so hieß es.

Hamburg in 15732 Kilometern

Ein weiteres „Zeichen“ folgt am nächsten Morgen, als wir die Klippen von Carters Beach entlang zur dortigen Robben-Kolonie wandern. In Sichtweite der Felsen verkündet ein Schild, dass die kleinen Heuler und ihre dicken Mamis sich 15.732 km von Hamburg entfernt befinden.

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Neben vielen faul herumliegenden Seals, die entnervt den Nachwuchs beaufsichtigen, gibt es einige die erkennbar fischen gehen. Selbst stehen die Robben auf dem Speisezettel von Orcas…
Mit diesen Gedanken machen wir uns auf den Weg zu unserer letzten Neuseeland-Querung von West nach Ost, denn wir haben am nächsten Tag einen Termin mit einem Wal.
Unterwegs gibt es ein ausgiebiges Bad in heißen Quellen in Hanmer Springs. Wir sind erleichtert zu sehen, dass die Neuseeländer zumindest hier in bemerkenswerter Zahl in Kontakt mit Wasser kommen. Im krassen Kontrast zu den Australiern kommen sie an den Stränden nämlich nur sehr spärlich vor.

Goldrausch und Pancakes

Wir können es nicht lassen: Auf der Fahrt nach Norden müssen wir wieder ein Freilicht-Museum besuchen. In der Nähe von Greymouth tauchen wir ein in die Zeit des Goldrausches in den 1870er Jahren. Eine Menge Gesindel – z.B. entlassene Sträflinge aus Südaustralien – haben sich hierher aufgemacht, um reich zu werden.

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Damals sind auch die ersten Chinesen nach NZL gekommen, mit dem klassischen Gastarbeitermotiv: Ein paar Jahre erbärmlich schuften, danach zu Hause ganz groß ‚rauskommen. Allzu viele Chinesen sind dann auch nicht dauerhaft geblieben. Es könnte an unausgewogenem Lebenswandel gelegen haben: Auf 6.000 männliche Zuwanderer aus dem Reich der Mitte kamen 1870 genau 7 Chinesinnen in Neuseeland.


– Ansonsten haben wir mit dem Rest der deutschen Gemeinde die imposanten Pancake Rocks besucht. Hier hat unsere Speicherkarte sich nach 1.770 Bildern abgemeldet. Ein erster Hinweis darauf, dass wir schon recht lange unterwegs sind.

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Highway No. 6

Die Straße Nr. 6 ist die einzige entlang der Westküste.
Sie ist zu unrecht nicht so berühmt, vereinigt sie doch Elemente des Highway No. 1 (California, Pazifikküste) mit dem Icefield Parkway (British Columbia, Gletscher).
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Praktisch denkende Verkehrsplaner haben entschieden, dass die zahlreichen Brücken über Schmelz- und Gletscherwasser-Flüsse nur günstig einspurig gebaut werden. Macht aber nix, kommt eh meist kein Gegenverkehr.

Sehenswert: Gletscher, auch hier eine zurückweichende Spezies.

Fox-Glacier, Januar 2014
Fox-Glacier, Januar 2014

Bis ans Ende der Straße

Wir überqueren die südlichen Alpen am Haast-Pass, einer der drei Pässe, über die man an die Westküste kommen kann. Die Querung ist sehr schön und ein paar Stunden und ein paar Walks später geschafft.
Nicht so richtig klar war uns die Menschenleere des schmalen Streifens Land zwischen Meer und Bergen im Westen. Okay, ist ja auch nicht viel Platz zwischen dem brausenden Ozean, einem Stück Mangroven-Busch und den Gipfeln; manchmal nur ein paar hundert Meter.

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Jackson Bay ist mit einem dutzend Einwohnern das Ende der Straße. Hier hätte man Fluch der Karibik drehen können. Angefangen hat alles mit ein paar Walfängern und Robbenschlächtern vor 200 Jahren. Später hat man sogar versucht, mit Norwegern das Land urbar zu machen. War irgendwie naheliegend, aber erfolglos.
Hier steht viel zum Verkauf, es gibt kein Internet, noch Mobilnetz. In ein paar Jahren lebt hier niemand mehr. Zurück wird ein bizarr-schöner Küstenstreifen bleiben.

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Moeraki Boulders

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Dies sind nicht die Osterinseln. Jene sind woanders im Südpazifik, haben auch Steingebilde, wurden aber nach der Jahreszeit ihrer Entdeckung benannt.
Diese Brocken sind auch nicht Eier-, sondern Manns hohe, Millionen Jahre alte Felskugeln, die einfach cool aussehen. Die weltberühmten Moeraki-Boulders.
Der Fotograf hat seine Arbeit getan, die mitgereiste und ansonsten stets auskunftsfähige Hobby-Geologin (vergleiche die fundierten bisherigen Blogeinträge über die Entstehung der diversen Berge) bleibt aber heute die Antwort schuldig, wie die Dinger entstanden sind. Aber schön sind sie.

Einheimische und Immigranten

Zahlreiche Leser flehen uns an: Schreibt doch mal wieder was über Tiere.

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Nun, was darf es sein: Albatrosse, Kormorane, Robben, Possum, Schafe? Unsere Wahl fällt auf den seltensten aber auf jedem 5$-Schein präsenten Gesellen, und weil der so süüüß watschelt, der kleine Sportler. We proudly present: Der Gelb-Augen-Pinguin.

Die 3.500 Artgenossen (endemisch, na klar) schwimmen morgens 40 Kilometer aufs Meer hinaus, um lecker Fisch zu essen. Wenn sie abends nach Hause kommen sind sie dennoch so fit, sich gewitzt den Teleobjektiven der humanoiden Beobachter zu entziehen. Als gestandene Tierfotografen begnügen wir uns mit einem Paparazzi-Snapshot.

 

Gelbaugen-Pinguin in Oamaru
Gelbaugen-Pinguin in Oamaru

 

 

 

Übrigens kommen Einwanderer heute aus aller Welt, dürfen allerdings meist ihre Haustiere nicht mitbringen. Hier eine Ausnahme.

 

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St. Barnabas

Was bewegt Leute, ihre angestammte Heimat zu verlassen und ans Ende der Welt zu ziehen? Okay, man bekommt die Antwort in Auswanderer-Sendungen. Es ist einfach total attraktiv, als gestresster Immobilienmakler aus Schwabing oder Banker aus Quickborn florierende Hotdog-Buden in Miami-Beach zu betreiben.
Die Leute früher waren edelmütiger und Abenteuer-lustiger. So auch die Neuseeländischen Einwanderer.
Die heutigen Kiwis bestehen darauf, dass sie – anders als die deportierten Aussies – freiwillig hier hergekommen sind. Und was findet man dann nach einer halben Erdumrundung vor? Richtig, Heimat!
Die Gegend um Dunedin sieht aus wie Schottland, Leute und Straßen heißen schottisch, und man tut schottische Dinge. Wenn da nicht die komischen Tiere wären, aber dazu später.
Wir sind bekennende Friedhof-Besucher, wenn wir irgendwo unterwegs sind. Man kann ’ne Menge zwischen den Zeilen auf Grabsteinen lesen. In einem so jungen Einwanderer-Land hat man nun eine Totalerfassung:

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Jeder, der hier je gestorben ist, liegt mit Kommentaren versehen da. Wird ein Dorf gegründet, steht der Bau der Kirche und unmittelbar danach die erste Beerdigung an. St. Barnabas in-the-middle-of-nowhere ist so ein Beispiel dafür, dass man Siedlungsgeschichte (und andere rührseelige Tragödien) von den Steinen lesen kann.

 

Südinsel

Nach einem eindrucksvollen Flug über die Cook-Straße kommen wir in Christchurch an, und sind unter uns.
In Australien wurde neben einer Art Englisch (weit besser als US-englisch) vor allem ost-asiatisch geredet. Zumindest in den großen Städten schallt es koreanisch/chinesisch/japanisch aus allen Ecken.
Auf der Südinsel Neuseelands wird das Englisch zuweilen herausfordernd. Dafür ist die Zweitsprache hier deutsch. Landsleute aller Altersklassen und aller Bundesländer bevölkern alle möglichen Orte. Es kann eigentlich niemand mehr auf Mallorca sein.

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Ich hätte übrigens nichts dagegen, wenn wir diese Inseln vor dem Herrn Cook gefunden hätten.

Wanganui to Wellington

Wir h in Wanganui übernachtet, einem netten Städtchen, um das sich schon früher die lokalen Maori-Völker gestritten hatten. Für unseren Weg nach Wellington empfahl uns unsere Wirtin noch, unterwegs irgendwo guten Kaffee zu trinken. Sie war eine Seherin, auf die wir hätten hören sollen.

Auf der Strecke sehen wir den Neuseeländern bei der Arbeit zu. Sie bereiten Essen zu, sie scheren Schafe, sie fahren Milchwagen, sie sägen Bäume und fahren Baum-Laster.
Und nach so vielen Feiertagen scheint die Arbeit Spass zu machen. Denn nicht
nur der 01.01. war „New Years Day“, sondern auch der 02.01. ist ein Feiertag. In Ermangelung eines anderen, blumigen Namens nennen die pragmatischen Kiwis diesen Tag einfach „Day after New Years Day“.
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In Wellington CBD (Central Business District, also Mönckebergstraße) waren wir dann 1/4 nach 5. Da war dann Schluss. Das heißt, auch in dieser wunderschön gelegenen, ozean-umfluteten Hauptstadt klappen die Gehwege hoch. Nur noch ein Starbucks – auch schon aufgeräumt – hatte Erbarmen und hat Kaffee gekocht.
Keine Sorge, wir kennen uns inzwischen aus. Den Abschied von der Nordinsel haben wir im Hafen dennoch gebührend feiern können.

 

Rund um Mt. Ruapehu

Nach unserem kurzen, erholsamen Silvester-Urlaub an der Ostküste 🙂 haben wir uns zu einer weiteren Inselquerung aufgemacht – 1.600 Meter ‚rauf, und direkt wieder ‚runter.

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Dazwischen lagen Wanderungen im Tongarino Nationalpark.

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Epochaler Augenblick: Wir haben die Stelle am Fuße des Bergs Ruapehu besucht, an der Smeagol seinen Fisch gefangen hat, als er mit Frodo und Sam nach Gondor unterwegs war. Mehr über diesen heiligen Ort lässt sich nicht in Worte fassen.